Im Sinne Maria Pawlownas sollte der Saal der ehemaligen Bibliothek den Bürger einladen, aufrechten Ganges das Parkett der städtischen Öffentlichkeit zu betreten. Der Würde des Raumes angemessen, wurde er von einer nach den Regeln der Zimmermannskunst gestalteten Holzkassettendecke überhöht.
Der Studioeinbau dagegen verbreitet den Charme eines Kreissparkassen-Schalters. Was kommt hier zum Ausdruck? Wie wird Stadtradio verstanden? Tom stößt schon mit seinen Fragen auf Ablehnung. Ein Saal im Erdgeschoss, mit ähnlichen Abmessungen, geringerer Höhe und weniger aufwändig gestaltet als der Studio- und Redaktions-Saal in der Beletage dient als Großraumstudio, als Vortragssaal, als Partyraum, als Tagungsraum für Workshops, als Versammlungsraum für Sitzungen. Soll er genutzt werden, geht stets eine Umgestaltungs-Aktion voraus, wobei die Gegenstände, die gerade nicht gebraucht werden, am Rande und in den Ecken abgestellt werden. Ein Saal, in dem Sozialpädagogen gerne ihre Versammlungen abhalten. ‚Der Manager’ hat durch irgendein Bürgerprogramm mehrere Arbeitslose, die er in einer sozialpädagogischen Maßnahme als Helfer einsetzt, von der Arbeitsagentur übernommen. Workshops oder Konferenzen herzurichten, erzeugt Betriebsamkeit im Sendegebäude. Die Möblierung wird angepasst. Tische werden mit weißen Papierbahnen gedeckt. Praktikantinnen arrangieren unter Anleitung Kanapees, Tomaten, Radieschen, Gurken auf Servierplatten aus Blech. Schalen mit Obst und Fläschchen mit Mineralwasser, Apfelschorle und Bionade werden geordnet. Sie sollen zusammen mit dekorativ in der Mittelachse der Tische zu Batterien geordneten Trinkgläsern eine Atmosphäre gediegener Tagungskultur vermitteln. „Die zahlen auch dafür. Wir brauchen jeden Cent.“, sagt der Manager, wenn sich jemand erkundigt oder gar beschwert. Den Saal zu mieten, heißt es, sei für die Sozialpädagogen günstig.