In Weimar gründete sich Anfang des 19.Jhdts eine ‚Lesegesellschaft‘ und fand zunehmend Anerkennung. Die Zarentochter, Maria Pawlowna, ehelich mit dem Großherzog verbunden, hatte sowohl Mittel als auch Verständnis, um sich im städtischen Kulturleben zu engagieren.
Sie förderte die Künste und spendierte, um das Weimarer Bürgertum in seinem Bildungseifer zu unterstützen, diesem Lesezirkel ein für jedermann zugängliches Gebäude mit einer kleinen Zeitschriften-Bibliothek samt Lesesaal, eben jenes in klassizistischer Manier dem antiken Nike-Tempel nachempfundene Gebäude, in dem heute das Stadtradio arbeitet und sendet. Das Gebäude hat auf der Stirnseite im Obergeschoss eine ionische Säulenhalle zum Platz hin gewandt. Es ist von außen symmetrisch aufgebaut, hat jedoch eine seitliche Erschließung, ein Kompromiss, der im Laufe der Jahre, bei den verschiedensten Umnutzungen und daraus resultierenden Umbauten Konflikte in der Organisation im Inneren erzeugte. Auch die Führung des Stadtradios hatte es nicht versäumt, ihren Teil dazu beizutragen, das hübsche klassizistische Schmuckkästchen zu verhunzen.