Gutachter, die von der Landesmedienanstalt auf das Stadtradio angesetzt worden waren, hätten ein Organigramm des Radiobetriebs angefordert. Auf einem vorhandenen Schaubild waren die Geschäftsleitung, die Programmdirektion und die Chefredaktion nebeneinander als drei Kästchen ganz oben abgebildet.
Nach unten verästelte sich das Schema in immer mehr Funktionen. Die Redpraks (Redaktionspraktikanten) bildeten den Bodensatz. Es entsprach den Verhältnissen. So könnte es nicht bleiben, war entschieden worden. Tom sollte eine zur Vorlage bei den Gutachtern geeignete Darstellung skizzieren. Er entschied sich, Aufbau und Organisation und die Entscheidungswege untereinander neu zu ordnen. Die Radiomacher, die im Dialog mit den Hörern standen, sollten das Sagen haben. Nach seinen Vorstellungen sollten die Führungspositionen, wie sie bisher ausgeführt wurden, einer Rechenschaftspflicht unterliegen und im befristeten Turnus gewählt werden. Die Machtstruktur sollte in der Darstellung mit einem Blick erfasst werden können.
Die Prüf-Experten wurden von der Führungstroika aus Manager, Pat und Tennessee im Hintergrund gehalten. In einer Besprechung signalisierte Tennessee Toms Ansatz gegenüber Ablehnung. Der Manager stellte ein Lächeln in den Raum, das sagen wollte, so gehe kein Organigramm, es sei falsch, verstoße gegen die Regel. Pat legte es zu den für das Gutachten geforderten Unterlagen. Sie nannte es das Bildchen mit den vielen Pfeilen.
Die Drei wollten sich nicht lange mit Gerede aufhalten. Ihre Jobs waren Lebensstellungen und als solche unanfechtbar. Nur sie selbst oder Gott konnte sie absetzen. Tom meinte, seine Skizze könnte eine Grundsatzdiskussion provozieren. Er beklagte die in Beton gegossene Hierarchie. Auch auf längere Sicht gäbe es keine Chance, Einfluss zu nehmen. Die einzige Möglichkeit, als Außenstehender dem Stadtradiobetrieb näher zu kommen, wäre Anweisungen entgegen zu nehmen und auszuführen. Gehorsamsprinzip, weiter nichts. Kein bisschen Anziehungskraft mehr, schimpfte er. Was er denn nur hätte, warf ihm Pat an den Kopf, man könnte doch ohne weiteres hoch kommen. Er brauchte nur mal, zum Beispiel, sie betrachten. Sie hätte es in weniger als einer Woche von Null auf Hundert nach ganz oben geschafft.