Le Lotte nella Radio di Weimar – Kap.3 Sylvias Hauptrolle 15

Die Ausführung des ‚Neuen Bauhaus-Museums‘ ist beschlossene Sache. Der Baubeginn ist in Sicht. In einer zusätzlichen Phase sind eine enge Auswahl von Entwürfen aus einem international ausgeschriebenen Architekturwettbewerb auf ihre Baukosten-Schätzung hin überarbeitet worden.

Zu Gunsten eines Entwurfs ist entschieden worden. Tom wird in der Redaktion aufgehalten. Tennessee habe sich entschlossen, mit zur Pressekonferenz zu kommen.

In einer Nebenhalle des Komplexes ‚Weimarhalle’ haben die Fernsehleute ihre Scheinwerfer aufgebaut und ihre Kameras abgestellt, die Radioleute ihre Mikrophone griffbereit. Die von der schreibenden Zunft sitzen verstreut auf den in Reihen aufgebauten Klappstühlen, lesen die Informationen aus den Pressemappen, streichen an und machen Notizen. Große sind da. Auf einer Fernsehkamera das Logo von MDR. Ein Aufnahmegerät, ganz ähnlich wie Toms, in der Hand einer jungen Frau mit DLF auf dem Popschutz ihres Mikrophons. Von den Zeitungen haben, erste Garnitur, DIE ZEIT, die Süddeutsche und, wie Tom noch aus früheren Pressekonferenzen weiß, die FAZ ihre Architekturkritiker geschickt. Die Architektin referiert vor großflächigen Powerpoint-Projektionen. Tennessee beobachtet.

Der Direktor des zukünftigen Museums, er leitet alle maßgeblichen Museen der Stadt, schließt sich mit seinem Vortrag an. Er blickt zurück auf den Ablauf der Entscheidungen in dem Planungsprozess. Fragen können gestellt werden. Der neue Standort des Museums ist in der Nische eines Viertels, das bisher kaum in Gestaltungsabsichten einbezogen worden ist, ausgewiesen worden. Stadtentwicklung ist unkoordiniert verlaufen. Das Gebiet grenzt an das ehemalige Gauforum, einen NS-Verwaltungsbaukomplex als eine Blockbebauung in überdimensioniertem Maßstab, mit der unvollendeten ‚Halle des Volkes‘, ein Nazi-Sakral-Bau, der in einer Säulenhalle mit Steinsarkophagen die Helden des Vaterlandes hätte zelebrieren sollen. Die ehemaligen Verwaltungsbauten des Gaus sind heute Verwaltungsbauten des Landes und die Halle des Volkes ist zu einer Shopping-Mall umgenutzt worden. Das Gauforum befindet sich im Besitz des Landes. Das Gauforum selbst und eine zum Teil ausgedehnte Aura außen herum wird in städtebaulichen Überlegungen als Tabu-Zone behandelt. Sämtliche planerischen Maßnahmen enden hier: „Das geht uns nichts an. Das gehört dem Land.“

Der Museumsbau wertet den Stadtteil in einer Weise auf, dass die vorhandenen städtebaulichen Mängel nur noch drastischer hervortreten. Tom spricht diesen Widerspruch an. Er will wissen, ob eine Vorplanung für die Gestaltung des weiteren Umfelds des Museums samt der erforderlichen Finanzierung vorgesehen sei und ob Überlegungen zur Einbeziehung des Gauforums in einen urbanen Kontext angestrengt werden sollen. Zusatzfragen von anderen schließen sich an.

Tennessee steht auf: „Mach Du das mal hier! Wir sehen uns später!“ In der Redaktion spricht Tennessee mit keiner Silbe mehr über das Erlebte. Er verabschiedet sich grußlos.

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