Le Lotte nella Radio di Weimar – Kap.I – Gründer (11)

Der spätere Programmchef hat oft im Schlosscafé in einer Gruppe, darunter etliche Architekten, am Tresen gestanden. Die Zusammenstellung, auch ich war ab und zu dabei, hat gewechselt wie ein neues Blatt aus ein und demselben Satz Karten.

Er warf, er schien sich damit zu beschäftigen, das Thema ,Stadtradio‘ in die Runde. Ich griff auf. Architekten bauen gerne Modelle und sei es, wie in diesem Falle, auch nur ein Denkmodell. Ich beschrieb eine Holzbühne auf dem Marktplatz, nur mit Beleuchtung, Mikrofon, Verstärker und Boxen zur Beschallung des Platzes ausgestattet. Als Radiomacher sollte eine Art Bühnenmeister und Entertainer zu verstehen sein. Schaulustige aus dem Publikum sollten von ihnen animiert und, um als Darsteller zu agieren, auf die Bühne geholt werden. Die Diskussion hob an. Das Modell wurde hin und her gedreht und auf Tauglichkeit geprüft.

Zu Hause, ein fortgeschrittener Abend , das Transistorgerät plärrte von der Kante meines Zeichentischs. Ich machte, meine Hauptbeschäftigung, eine Zeichnung nach der anderen, musterte sie, riss sie von der Skizzen-Rolle, zerknüllte sie und warf sie in den Papierkorb. Mir stockte der Atem. Was mir da unüberhörbar ins Ohr stach, wollte ich einfach nicht glauben. Ich drehte lauter. Es klang wie die Stimme des Programmchefs. Es half nichts. Ganz unverkennbar, sie war es. Ich erhob mich, ging auf und ab. Da hatten die doch tatsächlich … ich schüttelte den Kopf. Ich zog die Jacke an und eilte ins Schlosscafé. Verblüffung muss mir noch im Gesicht gestanden haben. Ich gratulierte. Es ging auf Mitternacht zu. Wie so oft um diese Zeit an diesem Ort sammelte sich Kritik, staute sich in meinem Hinterkopf und suchte nach Gelegenheit, sich zu entladen. Noch ehe ich zum Zug kommen konnte, wurde ich aus der Runde heraus aufgefordert, meine Attacken für mich zu behalten. Wie das denn bitteschön zu verstehen sei. Ich solle mich anstatt zu nörgeln lieber, meine Theorien auch tatsächlich in der Praxis umzusetzen, bemühen. Sie besprachen sich kurz, bestätigten aber gleich wieder. Ich hätte eine Stunde am frühen Sonntagnachmittag zur Verfügung, schlugen sie vor. Aus dieser Bemerkung abends im Schlosscafé wurde meine eigene Radio-Talk-Show-Stunde geboren.

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