Le Lotte nella Radio di Weimar – Kap.3 Sylvias Hauptrolle 5

Marcus, ein Student der Medienkultur, moderierte ab und zu. Er stellte mehrmals in der Woche die passende Musik zum Morgen- und Vormittagsprogramm zusammen. Die Musikredaktion lag neben der Buchhaltung. In der Musikredaktion waren gewöhnlich Mädchen beschäftigt.

Marcus war, verglichen mit dem Musikredaktionschef und dem Manager, der attraktivere unter den Dreien. Er bemühte sich nicht. Seine Art war unverwechselbar. Wahrscheinlich wusste er nicht einmal um seine Wirkung. Er hatte ein helles Timbre und bei Bedarf ein enormes Tempo in einer artikulierten Sprache. Er machte mit dem Chef der Musikredaktion eine Spezialsendung über in den Clubs des Sendegebiets gespielte Live-Musik. Er legte sich ins Zeug. Bei angesagten Parties, für ihn eine Möglichkeit, ein paar Cents zu machen, verdingte er sich als DJ.

Wieder dieser blasse Hof aus Fassungslosigkeit um Mund und Nase. Tom hatte so etwas zum ersten Mal an David, dem Chef der Musikredaktion bei dessen Kündigung gesehen. Auch Marcus kam aus dem Raum, heute das Zimmer der Programmchefin. Das Einzige, was er herausbrachte, war immer wieder: „Hausverbot! Das hamm die wirklich gesagt. Das musste dir vorstellen!“

Keiner widersprach ihm. Er sagte: „Doch, doch, das hamm die wirklich gesagt. Das musste dir mal vorstellen! Hausverbot! Mir!“

Gemeinsam mit ‚dem Manager’ hätte ihm die Programmchefin mitgeteilt, er sei als ehrenamtlicher Mitarbeiter nicht mehr erwünscht. „Bitte gib uns die Schlüssel und betrete im nächsten Vierteljahr das Sendegebäude nicht mehr!“

Er unterdrückte ein Zittern um das Kinn.

Tennessee war nicht dabei gewesen. Der Musikredaktionschef regte sich später, als er davon erfuhr, auf: „Die spinnt wohl! Da nimmt die mir, ohne mich zu fragen, meinen Partner aus der Sendung! Na warte!“

Angeblich hätte er, wie er selbst behauptete, hinter verschlossener Tür auf den Putz gehauen. Er muss allerdings verdächtig schnell eingelenkt haben. „Also so ist das nicht, der Marcus konnte auch ganz schön aufbrausend werden.“

Später bei einer Vollversammlung wurde das Thema noch einmal angesprochen. Keiner trat für Marcus ein. ‚Der Manager’ erklärte: „Wir mussten das Arbeitsverhältnis beenden, weil sein Sozialverhalten zu Konflikten in der Musikredaktion-Gruppe geführt hatte.“ Der Begriff ‚Sozialverhalten’ verlieh der Diskussion Endgültigkeit. Niemand widersprach oder stellte weitere Fragen.

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