Le Lotte nella Radio di Weimar – Kap.3 Sylvias Hauptrolle 14

‚Coca Cola’ steht für eine in Beton, Glas und Stahl gefasste Spülmaschine in einem Ausmaß mehrerer Sporthallen, unter demselben Dach angeschlossen an eine Abfüllerei in ähnlicher Dimension.

Plastikflaschen kommen auf Bändern aus verschiedenen Richtungen. Roboterarme nehmen sie aus Kästen, sortieren, Etiketten werden entfernt. Unter Hochdruck werden sie abgespritzt. Ein Höllenlärm. Einmal-Überschuhe, Capes und Haarhauben aus Frischhaltefolie schützen vor einem Nebel aus Spritzwasser-Tröpfchen. Über Kopfhörer krächzt die Stimme des Coca-Cola-Hallen-Führers. Tom zeichnet das Dröhnen des Hochdruckwassers und das Gequäke über die Kopfhörer auf. Die ‚Hintergrund-Atmo‘ für den Beitrag. Die Begehung endet in einem Besprechungsraum für größere Gruppen. Powerpoint-Präsentation für etwa fünfzehn Journalisten. Welche Getränke der Palette, Coca Cola, Sprite bis Fanta und etliche mehr werden wo, mit welchen Fahrzeugen ausgeliefert? Kaum ein Detail wird ausgelassen. Auf den Tischen eiskalt in Thermozylindern die Getränke, von denen die Rede ist. Pyramiden aus halben Brötchen mit Butter, Industriekäse, Industriesalami und gekochtem Schinken. Tom kommt neben den Oberbürgermeister zu sitzen. Das Referat zusammen mit den projizierten Powerpoint Diagrammen senkt die Augenlider auf Halbmast. Auch der Oberbürgermeister, das ist zu spüren, läuft im Schongang.

Tom nimmt ein halbes Schinkenbrötchen und eine Coca Cola, schneller als der Oberbürgermeister, der nimmt das Gleiche. Auch beim zweiten Mal wird Tom von ihm gefolgt. Beide bleiben bei gekochtem Schinken, allerdings wechselt der Oberbürgermeister zu Bonaqa, mit ‚q‘ ohne ‚u’, ein Getränk, das schon von der Schreibweise her befremdet. Langsam stapeln sich die Brötchen vom Magen her aufwärts.

Für den OB sind Sitzungen Alltag. Die anderen Journalisten von den lokalen Tageszeitungen beobachten Tom. Sicher spielt Eifersucht auf seinen Platz neben dem OB mit. Tom wird mit dem OB sprechen, er hat schon zu Anfang um ein, zwei Worte nach dem Schluss des Vortrags gebeten. Den OB kennt er, kein Problem, Fragen, hinter denen er stehen kann und dabei Augenkontakt halten.

„Herr Oberbürgermeister! Das war eine lange Sitzung. Warum tun Sie sich eigentlich so etwas an?“

„Na, hören Sie mal! Hier bei ‚Coca Cola‘ arbeiten mehr als 300 Beschäftigte. ‚Coca Cola‘ gehört mit zu den höchsten Gewerbesteuerzahlern unserer Stadt. Da werde ich als Oberbürgermeister ja wohl vorbeischauen müssen.“

Kein Treffer! Tom versucht es noch einmal.

„Herr Oberbürgermeister. Wir gehören fast noch zu der Generation, die Jean Luc Godard einstmals als ‚die Kinder von Karl Marx und Coca Cola’ bezeichnet hat. Wie erscheint Ihnen Coca Cola heute?“

„Zu Hause im Kühlschrank habe ich keine Coca Cola. Aber wenn ich unterwegs bin und möchte was trinken, dann kaufe ich mir gerne Coca Cola. Die ist erfrischend und löscht den Durst.“ „Danke, Herr Oberbürgermeister!“

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