Le Lotte nella Radio di Weimar – Kap.2 Ottmar Schmieling Kommunikation 38

Eine weitere kurze Pause mit einem Musikstück. Tom leitete zum letzten Drittel über. Die Beamten mit Buschzulage, die Rückübertragungen. Er wiederholte die Standardfragen zu dem Einigungsvertrag, wie er sie schon in den vorbereitenden Beiträgen gestellt hatte:

Ist der Sozialismus historisch widerlegt? Besteht noch ein Ost-West-Gegensatz? Welcher Impuls in welche Richtung wurde mit der Einigung gegeben? Welche Ausblicke gibt es?

– Nach den Volkskammerwahlen März 1990 setzte schnell Ernüchterung ein. Abwicklungen begannen. Die Ostindustrie baute innerhalb kürzester Zeit Tausende von Arbeitsplätzen ab. Nach dem Höhenflug folgte der Absturz. Nur wenige Neugründungen aus dieser Zeit haben bis heute überlebt. Was bleibt, ist der Freiheitsgedanke.

– Modrow hat den Treuhandvertrag selbst geschlossen. Er hat die Staatsbank der DDR zugunsten der westdeutschen Großbanken abgewickelt. Die DM-Eröffnungsbilanzen müssen wir zum Teil selbst verantworten. Ostprodukte wie Tische, Stühle, Autos usw. waren von ihrem Design und ihrer Funktion her nicht mehr verkäuflich. Computer und Mobiltelefone waren grundsätzlich neu in West wie Ost.

– Detlev Karsten Rohwedder wurde umgebracht. Mit Birgit Breuel wurde Rückgabe vor Entschädigung als Bundesgesetz durch eine Minderheit von Bundestagsabgeordneten eingeführt. Mit dem Personalwechsel kam auch eine andere Politik, die in vielen Fällen zum Nachteil für die Ostbetriebe ausfiel.

– Der Einigungsvertrag hat Hoffnungen ausgelöst. DM und grüner Reisepass waren die materiellen Interessen, die die Westidentität, bzw. Einheit mit dem Westen im Osten wiederhergestellt haben. Demokratisierung und Modernisierung ist zunichte gemacht worden, man hatte ja, was man angestrebt hatte. Trotzdem waren die Entscheidungen zum Einigungsvertrag richtig, denn es war nur ein kleines Zeitfenster gegeben. Bei langwierigen Prozessen im Spannungsfeld von Russland, England und Frankreich, wer weiß, wie das ausgegangen wäre.

– Niemand war auf die Einheit vorbereitet, auch die Bundesregierung nicht. Möglichst schnell mit der Währungsunion am 1.Juli den Anschluss zu schaffen, war richtig. Die größte Demoralisierung ging von der Arbeitslosigkeit aus. Als Oberbürgermeister hätte er 53% des Westgehalts bekommen. Bis heute sei das nicht angeglichen worden. Das setze sich ja auch bei den Altersbezügen fort.

– Der Ehrgeiz, einen dritten Weg auszuklügeln, ging schnell verloren. Keiner wollte es. Mit der Umwälzung der Verhältnisse wurde das Nationalsystem aufgewertet. Zunächst hat der Fußball dazu beigetragen. Man wollte deutsch sein. Die Neonazis bekamen Zulauf.

– Der eiserne Vorhang war gefallen. Das war die Hauptsache. Weiterhin sind die Grenzen in Europa gefallen. Die Ost-West Konfrontation ist vorbei. Neonazis gab es bereits in der DDR.

– Bezeichnenderweise war das gesamtdeutsche Ministerium bereits zur Wende aufgelöst. Die Blöcke gibt es nicht mehr. Heute wird Deutschland am Hindukusch verteidigt. Ein Sozialismus wie in der DDR wird sicher keine Chance mehr haben, ein demokratischer Sozialismus dagegen schon.

– ‚Selektion’ ist ein verbrannter Begriff. Nach den KZ- Gräueln der Nazis geht das ebenso wenig wie heute noch der Begriff ‚Sozialismus’ geht. Das bedeutet nicht, dass das, was besteht, der Weisheit letzter Schluss ist. Ein Umdenken wird längere Zeiträume erfordern. Es wird eine Entwicklung zu einer sozialeren, gerechteren Gesellschaft geben. Solidarischer im Sinne Albert Schweitzers.

– Das Selbstbewusstsein ist bei Vielen verkümmert. Das liegt an der unguten Sozialisation in der Diktatur. Immer aufpassen! Nur nicht anecken! So was schleppt man lange mit sich herum.

– Nach der Wende war jedes SED-Mitglied verdächtig. Das ist ein Sargnagel für das Selbstbewusstsein. Das Selbstbewusstsein von Vielen wurde zerstört. Man floh ins Private.

– Seit der Wende war genug Zeit. Der Ost-West-Gegensatz ist aufgearbeitet, vergessen und vorbei. Es ist Zeit, Innovationen entgegen zu schauen. – Zur Frage der Utopien: Wir müssten uns ja einen Strick nehmen, wenn wir sie nicht hätten. Außerdem: Alles wird besser!

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